Die Plattform für interdisziplinäre Kinder- und Jugendgynäkologie Österreich wurde 2017 gegründet. Sie setzt sich dafür ein,
- Bewusstsein für die besonderen Anforderungen in diesem medizinischen Bereich zu schaffen;
- ein fundiertes Aus- und Fortbildungsangebot im Bereich der Kinder- und Jugendgynäkologie in Österreich zu etablieren;
- eine österreichweite medizinische Versorgung in diesem Fachbereich zu erzielen. Damit soll zukünftig auch eine Abklärung bei Verdacht auf sexuelle Gewalt flächendeckend in ganz Österreich möglich sein;
- die Fachrichtung bei
– Ärzt:innen sowie bei Institutionen und Berufsgruppen, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten,
– Eltern und Jugendlichen
bekannt zu machen;
- die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Pädiater:innen und Gynäkolog:innen mit Expert:innen angrenzender Fachgebiete wie u.a. der Kinderurologie, Kinderkardiologie, Kinderchirurgie, Kinderpsychologie und -psychiatrie zu fördern;
- einen internationalen fachlichen Austausch zu intensivieren;
- als wichtige Präventionsmaßnahme die Aufnahme einer gynäkologischen Vorsorgeuntersuchung vor Vollendung des 4. Lebensjahrs in den Mutter-Kind-Pass zu initiieren.
Als Mitglied können Sie per E-Mail (fachfragen@pikoe.at) Fachfragen an den PIKÖ-Vorstand und PIKÖ-Expertenbeirat stellen.
Warum braucht es die Kinder- und Jugendgynäkologie?
Die Kinder- und Jugendgynäkologie ist eine noch junge Fachrichtung. Sie schafft eine Verbindung zwischen der Pädiatrie sowie der Gynäkologie – und ist darauf ausgerichtet, Mädchen von Geburt an, während ihrer Adoleszenz bis hin zu ihrem 18. Lebensjahr gynäkologisch optimal zu betreuen.
Jede Entwicklungsphase eines Mädchens bringt spezifische körperliche Veränderungen und Fragestellungen mit sich. Je nach Alter können Beschwerden im Genitalbereich wie etwa Juckreiz völlig unterschiedliche Ursachen haben. Gynäkologische Erkrankungen zeigen sich und verlaufen bei Mädchen anders als bei erwachsenen Frauen – die Therapien sind demgemäß auszurichten. Die gynäkologische Untersuchung, Abklärung und Behandlung von Mädchen bedarf daher einer eigenen fundierten Ausbildung sowohl für Frauenärzt:innen als auch Kinderärzt:innen.
Geschichte der PIKÖ
DAS GRÜNDUNGSJAHR 2017
12/10/2017, Wien (Albert Hall)
PRESSEKONFERENZ „Sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen – Spannungsfeld zwischen Begutachtung, Diagnose, Behandlung und Bedürfnissen
Die fächerübergreifende Zusammenarbeit bei der Abklärung und Therapie hat bei sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen höchste Brisanz. Daher widmete die PIKÖ diesem Thema eine eigene, hochkarätig besetzte Fachtagung. Diese Veranstaltung richtete sich an Kinder- und Jugendärzt:innen, Gynäkolog:innen, Allgemeinmediziner:innen, Psychiater:innen, Psycholog:innen sowie Psychotherapeut:innen.
Mit einer Fallpräsentation rollte die PIKÖ das Thema ausgehend von der Frage auf, was jeder von uns tun sollte, wenn ein Verdacht auf Missbrauch besteht oder ein Fall bekannt ist. Renommierte Expert:innen aller Fachbereiche, die in Folge sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen hinzugezogen werden, zeigten in dieser Präsentation gemeinsam auf, wie bei einem Verdacht bzw. Bekanntwerden von sexueller Gewalt vorzugehen ist: Hierbei legten sie dar, welche Aufgaben von welcher Berufsgruppe in welcher Abfolge übernommen werden sollten, worauf bei der Koordination zu achten ist – und gaben Einblicke in ihre Sicht- und Arbeitsweise.
Um auch die breite Öffentlichkeit für dieses Thema zu sensibilisieren, lud die PIKÖ Journalist:innen zur Fallpräsentation im Rahmen der Fachtagung und zu einem anschließenden Pressehintergrundgespräch – mit folgenden Expert:innen:
Univ.-Doz.inDr.inKatharina Schuchter / PIKÖ-Präsidentin
Thema: Hintergrund zur Initiative der Fachtagung, Daten & Fakten zu Missbrauchsfällen und Aufklärung in Österreich
Mag.a Irene Kautsch / Kinderschutzzentrums „die möwe“ St. Pölten
Thema: Was bei Verdacht bzw. Wissen über einen Fall sexueller Gewalt an einem Kind oder Jugendlichen zu tun ist, Rolle der Kinderschutzarbeit in Österreich
Prof.inDr.inSabine Völkl-Kernstock / Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie Wien
Thema: Kinder im Spannungsfeld von Begutachtung und Behandlung, Diagnose und Bedürfnissen – worauf bei der Abklärung und Therapie zu achten ist
Dr. Bernd Herrmann / Klinikum Kassel *
Thema: Welche Ausbildung und Kenntnisse für die Untersuchung von Missbrauch(verdachts)fällen erforderlich sind, Ausbildungssituation in Deutschland und Österreich
* Dr. Herrmann war Keynote-Speaker zu den Themen: Neueste professionelle Standards hinsichtlich Untersuchung, Dokumentation, Befunderhebung, rechtliche Anforderungen an Gutachter – und die Problematik der Interpretation
FACHTAGUNG „Sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen – Interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Abklärung und Therapie“
Der Umgang mit dem Thema „Sexuelle Gewalt“ ist für alle fachlich Involvierten keine Routineangelegenheit. Er erfordert zusätzlich zu Sensibilität und Einfühlsamkeit vor allem auch fachliches Wissen und Expertise. Ziel der Fachtagung war es, das erforderliche spezifische Wissen zu vermitteln, um mit sexueller Gewalt konfrontierte Mädchen sowie Burschen ebenso wie junge Erwachsene umfassend und in hoher Qualität betreuen zu können. Durch eine Fallpräsentation (siehe oben), Vorträge und Referate zu unterschiedlichen Schwerpunkten wurden Basiswissen, Kenntnisse zu neuen diagnostischen Optionen, praktischen Anforderungen hinsichtlich der Dokumentation sowie zu forensischen und gutachterlichen Aspekten vermittelt.
15/9/2017 – 16/9/2017, Graz
BASISSEMINAR „Kinder- und Jugendgynäkologie“ für Pädiater:innen, Gynäkolog:innen, Amts- und Schulärzt:innen
8/3/2017, Wien (Privatklinik Döbling)
GRÜNDUNG UND KICK-OFF-VERANSTALTUNG
mit Präsentation der Organisation und Ziele der PIKÖ sowie Fachvorträgen


HIGHLIGHTS 2018
13/10/2018, Innsbruck
BASISSEMINAR „Kinder- und Jugendgynäkologie“ für Pädiater:innen, Gynäkolog:innen, Amts- und Schulärzt:innen
14/04/2018, Linz (Kepler Universitätsklinikum)
FACHTAGUNG „Was Sie schon immer über die Pubertät wissen wollten. Für die Praxis aus der Praxis: Die endokrinologische Metamorphose vom Kind zur Frau – Norm und Pathologie“
In der Pubertät gerät das eigene Leben ziemlich aus den gewohnten Bahnen. Ohne darüber entscheiden zu können, wird mit einem Mal alles auf den Kopf gestellt: Wachstums- und Sexualhormone, die Reorganisation des Gehirns sowie die damit verbundenen Veränderungen und Gefühle bestimmen den Übergang vom Kind- zum Erwachsensein. Es ist die Zeit des Umbruchs, der eine komplette Neuaufstellung erforderlich macht. Dieser Lebensabschnitt prägt jeden Menschen und bedarf aus medizinischer sowie psychologischer Sicht ganz besonderer Aufmerksamkeit und spezifischen Wissens. Warum braucht es die Pubertät? Was ist das Startsignal – wie unterschiedlich können Beginn und Verlauf sein? Wann ist die körperliche und wann die psychische Entwicklung zum Erwachsenen abgeschlossen? Sind wir den Hormonen ausgeliefert – und was tun, wenn die Wirkung der Hormone belastet? Und wie sieht die Wechselwirkung zwischen Körper und Psyche in dieser Zeit aus?
Bei der PIKÖ-Fachtagung warfen renommierte Expert:innen aus dem Bereich der Psychologie, Gynäkologie sowie Kinder- und Jugendendokrinologie einen gesamtheitlichen Blick auf die Pubertät: Wann spricht man von einer normalen (hormonellen) Entwicklung, von Varianten und wann liegt eine Störung vor? Diese Fragen waren ebenso Thema wie Kontrazeption – insbesondere auch bei chronisch kranken Mädchen oder Mädchen mit Behinderung.
HIGHLIGHTS 2019
11/10/2019 – 25/04/2020, Wien
Start des 1. interdisziplinären LEHRGANGS für Kinder- und Jugendgynäkologie
Die PIKÖ konzipierte den in Österreich ersten Lehrgang für die noch junge Fachrichtung der Kinder- und Jugendgynäkologie – im Umfang von 3 Modulen, mit 18 Expert:innen aus den betreffenden medizinischen Fachrichtungen und den Bereichen Psychologie sowie Recht. Ausbildungsziele sind:
- Vermittlung der wissenschaftlichen Grundlagen der Kinder- und Jugendgynäkologie
- Vertiefte Kenntnisse und praktische Kompetenzen – durch Erarbeiten der Inhalte anhand von Fallbeispielen
- Erlangung von Sicherheit für die praktische Umsetzung – durch Praxis-Checks (gemeinsame Besprechung der Vorgangsweise in konkreten Fällen)
- Umfassendes Know-how – durch Einbeziehung psychologischer und rechtlicher Aspekte
19/09/2019, Wien
VORTRAG der Kinderendokrinologin Dr. Esther Nitsche:„Eine haarige Sache – Hypertrichose versus Hirsutismus“
11/01/2019, Wien (AKH)
FACHTAGUNG „Wenn es juckt, brennt, irritiert. Alles Praxisrelevante zur kindlichen und jugendlichen Vulva“
“Jucken und Brennen“ im Genitalbereich – das ist einer der Hauptgründe, weshalb Mädchen mit ihren Eltern eine kindergynäkologische Sprechstunde aufsuchen. Je nach Alter können diese Symptome völlig verschiedene Ursachen haben. Eine Vielzahl unterschiedlicher Erkrankungen kann für diese Beschwerden verantwortlich sein.
Erste Ansprechpartner:innen in diesen Fällen sind zumeist Kinderärzt:innen, Hausärzt:innen sowie Gynäkolog:innen. Für sie alle wurde die Fachtagung konzipiert, die Praxisrelevantes zur kindlichen und jugendlichen Vulva umfassend zum Thema machte. Renommierte Expert:innen referierten aus dem Blickwinkel der Gynäkologie, Pädiatrie sowie Psychologie zu Untersuchungsmethoden, Diagnostik sowie zum Umgang mit Normvarianten und Pathologien. Die Beziehung von Mädchen zur eigenen Vulva, die richtige Pflege und kosmetische Operationen als Option sind wichtige Aspekte, die bei der Tagung ebenfalls diskutiert wurden.


HIGHLIGHTS 2020
18/09/2020 – 23/01/2021, Wien
2. Interdisziplinärer LEHRGANG für Kinder- und Jugendgynäkologie 2020/2021
02/10/2020, Online
FACHTAGUNG „Wenn der Storch die Kinder bringt – Sexualität in der Adoleszenz und Teenagerschwangerschaften“
Teenagerschwangerschaften sind in Österreich gar nicht so selten: Der Anteil der Mütter, die bei der Geburt ihres ersten Kindes unter 20 Jahre alt sind, lag 2018 bei 1,4 Prozent. Ein positiver Schwangerschaftstest ist im Teenageralter sehr oft ein Schock und bringt große Sorgen mit sich: Wie sage ich es meinen Eltern, bleibt mein Freund bei mir, wie kann ich mit einem Kind finanziell durchkommen, soll ich das Baby behalten – und was passiert mit meinem Körper? Mit diesen Fragen sowie spezifischen medizinischen und rechtlichen Themen sind Gynäkolog:innen bzw. Kinderärzt:innen unmittelbar konfrontiert.
Bei der PIKÖ-Fachtagung eröffneten renommierte Expert:innen aus der Gynäkologie,der Kinder- und Jugendendokrinologie als auch aus den Bereichen Psychologie, Sozialarbeit und Recht einen umfassenden Blick auf das Aufgabengebiet der Betreuung junger (schwangerer) Mädchen. Im Fokus standen die Themen, wie eine ungeplante Schwangerschaft durch Aufklärung und Kontrazeption weitestgehend zu verhindern ist, wie man Teenager-Mütter medizinisch, psychologisch und sozialarbeiterisch begleitet und welche rechtlichen Aspekte Ärzt:innen beachten müssen.
HIGHLIGHTS 2021
18/02/2021, Online
Start der PIKÖ-EXPERTEN LOUNGE
mit Alla Vash-Margita / Yale School of Medicine
Thema: „Endometriosis in Adolescent Females: Overview and Proposed New Diagnostic Markers“
Die PIKÖ ist mit Koryphäen im Bereich der Kinder- und Jugendgynäkologie weltweit in Kontakt. Und das hat uns in der Corona-Zeit, in der die Welt virtuell stärker zusammengewachsen ist, auf eine Idee gebracht: Im Februar starteten wir mit der PIKÖ-Experten Lounge ein Online-Service, mit dem wir österreichische Gynäkolog:innen und Kinderärzt:innenmit Fachleuten aus dem Ausland ins Gespräch bringen.
Im Rahmen der PIKÖ-Experten Lounge veranstalten wir pro Jahr 2-3 virtuelle Abendveranstaltungen mit jeweils einer/einem renommierten Expert:in aus dem Ausland. Diese/r ist im Anschluss an ihren/seinen Fachvortrag offen für die Beantwortung von Fragen zum Referat sowie zu konkreten Fällen aus der Praxis, die alle Teilnehmer:innen gemütlich von ihrem Sofa aus stellen bzw. mitverfolgen können. Für PIKÖ-Mitglieder ist die Teilnahme an den Veranstaltungen kostenfrei.
Bei der ersten PIKÖ-Experten Lounge gab Alla Vash-Margita von der Yale School of Medicine einen Überblick zum aktuellen Stand der Wissenschaft hinsichtlich Endometriose bei heranwachsenden Frauen und stellte empfohlene neue diagnostische Marker vor.